Das Gebiet des Naturpark Knüll
Wallenstein. Was lange währt, wird endlich gut – und nun ist es endlich so weit:
Der nordhessische Knüll wird zum Naturpark geadelt und darf sich ab dem 1. Juni 2021 ganz offiziell „Naturpark Knüll“ nennen. Die ersten Schritte auf diesem Weg wurden bereits 1969 vollzogen (siehe Hintergrund 2). Mit dem jüngsten Naturpark Hessens hat Deutschland nun insgesamt 107 Naturparke und Hessen 13.
Region des Naturpark Knüll
Insgesamt 17 Kommunen aus den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder liegen mindestens teilweise im Naturpark. Er umfasst eine Fläche von circa 83.000 Hektar. Träger ist der Zweckverband Knüllgebiet.
Teil des Naturparks sind:
- Schwalm-Eder-Kreis
- Landkreis Hersfeld-Rotenburg
- Frielendorf (teilweise)
- Alheim (teilweise)
- Homberg (Efze) (teilweise)
- Bad Hersfeld (teilweise)
- Knüllwald (vollständig)
- Bebra (teilweise)
- Morschen (teilweise)
- Breitenbach am Herzberg (vollständig)
- Neukirchen (vollständig)
- Kirchheim (vollständig
- Oberaula (vollständig)
- Ludwigsau (teilweise)
- Ottrau /vollständig)
- Neuenstein (vollständig)
- Schwarzenborn (vollständig)
- Niederaula (vollständig)
- Rotenburg a. d. Fulda (teilweise)
Charakter und Lage des Naturparks
Bewaldete Kuppen wechseln sich mit idyllischen Wiesentälern ab. Dörfer und Kleinstädte, die sich mit ihrer Struktur ihren authentischen Charakter erhalten konnten, laden zum Entschleunigen ein. Die in großen Teilen unzerschnittene Naturlandschaft bietet ideale Voraussetzungen zum Wandern und Radfahren. Da Naturparke explizit dem sanften Tourismus und der Erholung dienen, ist es folgerichtig, dass der Knüll nun endlich als Naturpark anerkannt wird. Darüber freut sich auch die Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Priska Hinz: „Die Anerkennung als Naturpark trägt zur Entwicklung der Region bei, wertet die naturnahe Erholung auf und stärkt einen nachhaltigen Tourismus für Einheimische und Gäste. Gerade während des Lockdowns haben viele Menschen Erholung bei einem Ausflug in die Natur gesucht und gefunden, die Bedeutung von intakten Naturräumen ist dabei noch bewusster geworden. Naturparke sind großräumige Schutzgebiete, die eine große Arten- und Biotopvielfalt und eine durch vielfältige Nutzungen geprägte Landschaft aufweisen. Mithilfe von vielfältigen Naturschutzmaßnahmen werden die wertvolle Kulturlandschaft bewahrt und gleichzeitig touristisch vermarktet.“ Der Naturpark Knüll erhält im Jahr der Ausweisung (2021) 60.000 Euro an Fördermitteln. Darüber hinaus werden dem Naturpark in der Startphase für die Jahre 2021 bis 2023 jährlich bis zu 150.000 € an Projektfördermitteln zur Verfügung gestellt.
Das Gebiet des Naturpark Knüll erstreckt sich zwischen Homberg/Efze im Norden, Neukirchen/Knüll im Westen, Breitenbach am Herzberg im Süden und fast bis nach Bad Hersfeld im Osten und umfasst eine Größe von circa 83.000 Hektar. Insgesamt 17 Städte und Gemeinden sind ganz oder teilweise im Naturpark Knüll gelegen. Naturräumlich gliedert sich der Naturpark in eine eher offene Basalt-Kuppenlandschaft im Norden, einen großflächig bewaldeten Bereich im Osten und eine fruchtbare Ackerlandschaft im Westen. Im Südosten öffnet sich der Naturpark zur Fuldaaue hin. Ökologisch wertvoll sind vielfältige Waldstandorte, naturnahe Wiesen-Bachtäler, Streuobstwiesen und Auwald-Flächen. In der Naturparkregion liegen eine Reihe von Schutzgebieten (Naturschutz-, Vogelschutz-, FFH- und Landschaftsschutzgebiete).
Naturparkführer*innen, Naturpark-Kitas, Wanderwege
Neben dem sanften Tourismus und der Erholung sind Naturparke zuständig für Bildung für nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Natur- und Kulturlandschaft. Die Inwertsetzung der Landschaft, beispielsweise über regionale Produkte, spielt eine bedeutende Rolle. „Die Bildungsarbeit wird im ersten Jahr neben der Etablierung der Strukturen eine besondere Rolle spielen. So wollen wir nach Möglichkeit ehrenamtliche Naturparkführer*innen ausbilden und in das Projekt „Naturpark-Kitas“ des Verbands Deutscher Naturparks einsteigen“, berichtet Zweckverbandsvorsitzender Dr. Nico Ritz. Er ist froh, dass mit der offiziellen Anerkennung nun auch die konkrete inhaltliche Arbeit beginnen kann. „Im nächsten Jahr werden wir mit der Erarbeitung eines Naturparkplans beginnen. Dazu werden wir möglichst breit Interessenvertreter, Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Verbände einbinden.“ .“ Die Geschäftsführerin des Zweckverbands Knüllgebiet, Katrin Anders, ergänzt: „Auch der gesamte Auftritt des Naturparks wird zeitgemäß überarbeitet werden. Dazu werden sowohl der Internetauftritt als auch Logos und Printmaterialien neu entwickelt. Social-Media-Aktivitäten werden ebenfalls vorbereitet. Weiterhin ist die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Tourismusorganisationen für uns ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades und der Erzielung von Wertschöpfung in der Region.“ Mit dem Projekt „Fabelwege“ wurde bereits ein Konzept für 20 Premiumwanderwegen auf 174 km in neun Kommunen entwickelt – die Umsetzung erfolgt in diesem und im nächsten Jahr.
Wandertipps findet man auf der Seite des Tourismusservice Rotkäppchenland.
Geschichte der Entstehung
Bereits im Jahr 1969 publizierte der Knüllgebirgsverein unter Federführung Dr. Rudolf Pohls eine „Denkschrift“ zu einem potenziellen Naturpark Knüll. „In ernster Besorgnis“ und „aus leidenschaftlicher Liebe zur Heimat“ wurde um Unterstützung aller gebeten „sich mit uns schützend um diese schöne Landschaft zu gruppieren“. Anlass war das Vorhaben zur Erweiterung des Truppenübungsplatzes Schwarzenborn. Die immerhin 32 Seiten umfassende Denkschrift beinhaltet sogar konkrete Vorschläge zur Besucherinfrastruktur und Vermarktung. Doch die Zeit war wohl für eine Umsetzung noch nicht reif.
Und so sollten 52 Jahre vergehen, bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde. Der Vorstand des Zweckverbands Knüllgebiet hat die Idee im Jahr 2017 wieder aufgegriffen. „Da die Bedeutung intakter Naturlandschaften deutlich gestiegen ist, war die Offenheit für eine Naturparkausweisung in der Region nun vorhanden“ berichtet Vorsitzender Dr. Nico Ritz. Nach umfangreichen Informations- und Beteiligungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen wurde in 2020 der Antrag auf Ausweisung eines Naturparks beim Hessischen Umweltministerium eingereicht und mit Wirkung zum 31.05.2021 positiv beschieden.